Wer die halbe Welt sehen will, hat einen weiten Weg vor sich – oder er kommt nach Usbekistan.
So ungefähr könnte der Text für ein Reiseangebot in das Mittlere der Stan-Länder lauten, denn Usbekistan hat einiges zu bieten und nicht zuletzt die kulturelle Vielfalt ganz Asiens. Im Norden ist es russisch, im Westen chinesisch, im Osten persisch-orientalisch und im Süden sieht man die Farben Indiens.
Und in Samarkand kommt all das zusammen.
Schuld ist die Seidenstraße.
Über sie kamen die Karawanen und mit ihnen die Händler. Die Basare der Stadt waren ihr Ziel, viele blieben und mit ihnen auch ein Teil aus der Ferne.
Als dann Tamerlan – der Welteneroberer – mit blutigen Felszügen sein Reich vom Mittelmeer bis nach West-China ausdehnte, machte er Samarkand zu seiner Hauptstadt. Während seiner Herrschaft sollte sie immer mehr zu seiner Trophäen-Sammlung werden, zum Spiegelbild seines Reiches. Jedes mal, wenn er einen neuen Landstrich erobert hatte, schickte er die besten Handwerker, Künstler und Architekten nach Samarkand, wo sie das Stadtbild mit gestalteten und ihre eigene Kultur mit einfließen ließen.
So haben über Jahrhunderte die verschiedensten Völker ihren Weg nach Usbekistan und besonders nach Samarkand gefunden. Sie brachten ihren kulturellen Reichtum mit und das exotische in ihren Gesichtern und auch heute noch, sieht man in den Augen ihrer Nachfahren das Glänzen von ganz Asien.
Das war, was ich mit der Kamera einfangen wollte: einen Eindruck der Vielfalt. Nur wie wusste ich nicht so recht.
Auf der Suche nach geeigneten Motiven kam ich irgendwann in einen Teil der Altstadt, der südlich von den Ruinen von Afrosiab liegt. Im Reiseführer als „jüdisches Viertel“ bezeichnet, ist es eine typische Wohngegend und hier wurde ich fündig.
Oder besser: ich wurde gefunden…
Mit Caro streifte ich durch die schmalen Gassen der Wohnsiedlung.
Es war bereits später Nachmittag, die Sonne stand tief und zog bereits lange Schatten auf den Straßen. Die brüllende Hitze des Nachmittags hatte sich gelegt und ein leichter Wind brachte etwas Abkühlung.
Links und Rechts von uns erhoben sich verputze Mauern, zwischen denen die ungepflasterte Straße hindurch führte. Die ganze Siedlung glich einem Labyrinth und war leicht beengend. Doch hinter den grauen Mauern erschreckten sich die bunten Innenhöfe der umliegenden Häuser. Hier sorgten Gärten für Farbe, manchmal schauten sogar eine kleine Baumkrone über die Mauerzinne. Man hörte Stimmen aus dem Inneren und wenn die schweren Eingangstore offen standen, konnte man einen Blick auf Sitzgarnituren oder Holzveranden erhaschen.
Ohne ein bestimmtes Ziel bogen wir immer wieder in Seitenstraßen oder neue Gassen ein, bis wir schließlich um eine Ecke bogen und uns erneut auf der „Hauptstraßen“ wiederfanden. Schon von weitem hatten wir den Radau gehört und jetzt sahen wir seinen Ursprung: eine Gruppe Kinder spielte lachend und laut schreiend fangen. Bereits in dem Moment in dem ich die Kamera hob, hatten sie mich entdeckt. Ein kurzer Moment des Zögerns, die Augen wanderten erst zu Caro, dann zu mir, dann zu der Kamera und mit dem wilden Kampfschrei „FOTO!!“ stürzten sie auf mich zu. Caro konnte noch im letzten Moment zur Seite hechten und sich vor lachen kaum noch halten, als ich plötzlich von einer Meute quietschender Kinder umzingelt war.
Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Fotografieren hinterherzukommen, während jedes Kind versuchte sich im Bild nach vorne zu drängeln. Ein heilloses Durcheinander und ich mitten drin. Besser ging es nicht! Ich war von genau der Vielfalt, die ich gesucht hatte, überrannt worden. Denn nun blickte ich in die Mandelaugen Chinas, sah das Grinsen in den sanften Zügen Persiens und das rundliche Gesicht der Mongolei.
Hier spielte die halbe Welt miteinander … und mit uns.
Wir waren noch eine ganze Weile in dem Viertel unterwegs. Je mehr es zum Abend hin abkühlte, umso mehr erwachte die Siedlung zum Leben und schon bald herrschte überall in den kleine Gassen ein buntes Treiben. Ganze Familien saßen jetzt vor ihren Häusern. Die Eltern unterhielten sich lachend, spielten Karten, oder bereiteten zusammen das Abendessen vor, währen die Kinder wild marodierend durch die Straßen zogen. Und jedesmal wenn sie uns entdeckten, wiederholte sich die Szene vom Anfang.
An diesem unvergesslichen Abend ist eine ganze Serie entstanden, die ich dir heute zeigen möchte. Ich hoffe die Fotos gefalle dir so sehr, wie mir der Abend mit den Kinder von Samarkand, dem Spiegel der Welt (alte Bezeichnung der Stadt).
Bis dahin!
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Schöner Bericht mit tollen Fotos. Kinder sind oft sehr dankbare Motive… Aber nicht nur die! 😉
LG, Wolfgang
Hallo Wolfgang.
Vielen Dank, freut mich, dass dir der Bericht gefällt.
Und absolut, Kinder sind viel häufiger sie selbst, auch wenn eine Kamera auf sie gerichtet ist. Erwachsene setzen schneller eine Maske auf, verstellen sich und das sieht man dann auch auf dem Bild.
Lieben Gruß, Manuel
Das schönste in Samarkand war für mich die Eiscreme. Wunderbar fein und sanft. Einfach nur herrlich…
Und von dem Baumwollöl bekam ich die Sceisserei. 🙁
Hallo Muger:)
Ich muss sagen wir haben beides verpasst;) das erste leider, aber beim zweiten bin ich ganz froh drum ;D
Gruß Manuel
Wir vermissen euch und hoffe es geht euch gut 🙂
Freuen uns schon sehr aufs Wiedersehen und sind immer ganz begeistert etwas von euch zu hören 🙂
Hey Vanscha!
Ihr fehlt uns auch!:) Aber im August sieht man sich ja dann!!!;) Und bis dahin freuen wir uns riesig darüber, dass euch unsere Geschichten so gut gefallen! Auch ganz liebe Grüße an Hörnchen!
Lieben Gruß Caro und Manuel