Auf unserer Reise in den Süden des Irans haben wir drei Städte besucht: Isfahan, das kulturelle Zentrum des Irans, Shiraz, die Stadt der Rosen und Nachtigallen und Yazd, die Wüstenstadt.
Mit den Geschichten jeder einzelnen dieser drei Städte könnte man Bücher füllen. Es gibt unheimlich viel zu sehen und zu entdecken. Alles werden wir euch sicher nicht erzählen können, aber wir möchten euch zumindest einen Eindruck vermittelt und wer weiß, vielleicht auch eure Reiselust wecken.
Isfahan – kulturelle Hauptstadt
Isfahan war schon immer eine wichtige Stadt an der Seidenstraße und bekannt für seine Seide und Baumwolle und damit natürlich auch für seine Teppiche. Seine Blütezeit erlebte Isfahan aber erst im 16./17. Jahrhundert als es zur Hauptstadt des Irans wurde und zum Ausbau der Stadt Künstler und Handwerker aus dem ganzen Land hergeholt wurden.
Isfahan beeindruckt bis heute mit seinem einzigartigen, spektakulären, 500m langen Meidān-e Emām (Imam-Platz). Eingefasst in bildschöne, doppelstöckige Arkaden ist er an jeder Seite mit einem der prächtigsten Gebäude geschmückt: der ehrwürdigen Imam- und der Lotfollah-Moschee, dem Ali Qapu Palast und der Hohen Pforte zum dahinter liegenden, weitläufigen Basar.
Das ist aber erst der Anfang. In Isfahan gibt es zahlreiche weitere Moscheen, Paläste und Kirchen zu entdecken. Außerdem noch eine alte Karawanserei, die zu dem luxuriösen Abbasi Hotel umgebaut wurde, und diverse wunderschöne Brücken.
Wenn man durch diese Stadt schlendert, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und vergisst komplett wie schnell die Zeit vergeht.
Iranische Küche – Safran und Granatäpfel
Eines der spannendsten Dinge, die es in einer fremden Kultur zu entdecken gibt, ist die Küche.
In der iranischen gibt es einige Ähnlichkeiten zur türkischen, wie zum Beispiel den allgegenwärtigen Çai (= schwarzer Tee) oder das Nationalgericht Kebab.
Das ist aber längst noch nicht alles. Die iranische oder eigentlich persische Küche weiß mit einer erstaunlichen Vielfalt zu überraschen.
Schwein sucht man auf der Speisekarte vergebens, hier dominieren Lamm und Hühnchen.
Neben Kebab sind Fesenjan und Dizi zwei der wohl bekanntesten iranischen Gerichte.
Wenn man bei Iranern zu Besuch ist und die extra etwas Besonderes für einen kochen wollen, dann gibt es Fesenjan: Hähnchenfleisch in einer köstlichen Walnuss- und Granatapfel-Soße. (Das hat sogar Tim Mälzer in sein Repertoire aufgenommen 😉 ).
Dizi (oder auch Abguscht genannt) ist ursprünglich ein Gericht für Arme. Das hat aber nichts zu heißen. Der italienischen Pizza ging es ja schließlich auch einmal so. Dizi ist ein Eintopf aus Lammfleisch, weißen Bohnen, Kichererbsen, Zwiebeln, Kartoffeln, Tomaten, Kurkuma und getrockneter Limette. Zum Verzehr wird erst die Brühe abgegossen und Brot hinein gezupft, der Rest des Eintopfs wird mit einem Stößel zerstampft und dann mit Brot und, je nach Geschmack, mit etwas frischer Minze gegessen.
Zu jedem Gericht wird als Beilage Brot oder eine der vielfältigen Reisvarianten, wie zum Beispiel Safranreis, gereicht. Als Getränk empfiehlt sich Dough, ein Joghurtgetränk, gerne auch mit Knoblauch und Kräutern.
Für Zwischendurch lieben die Iraner es süß. Es werden zwar viel Obst und Trockenfrüchte gegessen, aber noch lieber Eis, Paschmak (Zuckerwatte) und supersüße Fruchtsäfte, wie zum Beispiel Dattelshakes.
Zwei besondere Leckereien für die Isfahan bekannt ist sind Gaz, weißes Nougat mit Pistazien und Mandeln, und Sohan, karamellisierter Zucker mit Pistazien- und Mandel-splittern.
Shiraz – Stadt der Dichter und Gärten
Während den Isfahanern nachgesagt wird sie seien geizig, heißt es von den Leuten in Shiraz, sie seien faul. Das können wir so zwar nicht bestätigen, aber auch wir finden, dass die Atmosphäre in Shiraz angenehm entspannt ist.
Auch hier haben wir uns wieder aufgemacht die Stadt zu erkunden und es gab – mal wieder – eine Menge zu sehen.
Besonders gut gefiel uns neben der Zand-Zitadelle und dem Basar die Nasirolmolk Moschee. Auf den ersten Blick ist sie recht unscheinbar. Wenn man aber vormittags her kommt, fällt das Morgenlicht durch die wunderschönen Buntglasfenster und taucht den Raum in ein Meer aus Licht und Farben.
Am Eingang zu dem weitläufigen Schrein-Komplex mit mehreren Höfen und Gebäuden werden wir von ein paar Freiwilligen empfangen, die eigens dafür hier sind, um Fremden und Touristen den Schrein zu zeigen und alles zu erklären. Fantastisch! Bislang wissen wir leider nicht allzu viel über den Islam. Doch das ändert sich mit diesem Tag, denn es gibt keine Frage, die die beiden nicht beantworten können.
So lernen wir zum Beispiel, dass jeder der zu Allah beten möchte, einfach seine Arme zum Himmel hinaufstrecken und ihn anrufen soll. Das spiegelt sich auch in der Architektur wider. Die Kuppel symbolisiert den Kopf und die Minarette die Arme.
Die Leute kommen aber nicht nur zum Beten her. Es wird auch Tee getrunken, gelesen, geredet und es gibt sogar Studienräume, in denen gelernt werden kann. Dieser Ort strahlt eine sehr angenehme, freundliche und friedliche Atmosphäre aus – irgendwie fühlt man sich gleich geborgen.
Die zeitlosen Werke der beiden beeinflussten unzählige Menschen. Einer von Hafis´s hingebungsvollsten Lesern war zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe.
Die Grabmäler der beiden Dichter sind bis heute beliebte Treffpunkte – vor allem für Liebespaare. Wer möchte, kann sich hier gegen einen kleinen Obulus von einem der gut trainierten Wellensittiche und Kanarienvögel einen Vers der Dichter aus einer Schale picken lassen.
Persepolis – verschollen im Sand
Eines der Highlights in Shiraz ist ein Ausflug nach Persepolis – eine der Hauptstädte des alten Perserreiches.
Persepolis. Allein der Name dieser Stadt, lässt die Herzen von Geschichtsliebhabern höher schlagen.
Diese Stadt wurde 520 v.Chr. im Auftrag von Darius I. auf einer 15 ha großen, eigens dafür in den Fels gehauenen Terrasse erbaut. Übrigens nicht von Sklaven, sondern von besten Handwerkern des Landes, die dafür sehr gut entlohnt wurden – auch die Frauen!
Persepolis war darauf ausgelegt zu beeindrucken und das tut es auch heute noch. Wenn man die Stufen zu der Terrasse hinaufsteigt, vor dem 16,5 m hohen „Tor der Nationen“ steht und versucht die oben eingravierte Inschrift zu entziffern, kommt man sich ganz schön klein vor – genau so, wie es schließlich auch gewollt war.
Von den Palästen und Sälen ist leider keiner mehr erhalten. Vereinzelt stehen aber noch ein paar der 20 m hohen Säulen, sodass man sich zumindest vorstellen kann, wie überwältigend groß und prachtvoll sie gewesen sein mussten. Was aber noch erstaunlich gut erhalten ist, sind einige der Reliefs. Am Treppenaufgang zum Hauptpalast ist in schwarzem Mamor dargestellt, wie Delegationen der 23 Länder, die zum Perserreich gehörten, Geschenke für den Perserkönig darbringen.
Neben einigen weiteren Palästen gibt es noch eine doppelwandige Schatzkammer von beeindruckender Größe. Hier stapelten sich ein Mal die unglaublichsten Schätze und Reichtümer. Als Alexander der Große 330 v.Ch. die Perser besiegte, benötigte er angeblich 300 Kamele, um alles abzutransportieren, bevor er die Stadt niederbrannte.
Über die Jahrhunderte vom Wüstensand verschluckt, wurde Persepolis erst 1931 wiederentdeckt.
Ebenso wie die Felsengräber der letzten beiden Großkönige, die hinter der Stadt, ein wenig weiter den Berg hinauf, in den Stein gehauen wurden.
Geschichtsfan hin oder her, Persepolis ist so beeindruckend, dass man es sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte persönlich hier vorbeizuschauen. Wer sich allerdings, wie wir, mitten im Sommer hierher wagt, braucht unbedingt irgendeinen Sonnenschutz. Ich habe keine Ahnung, wie die Männer das ohne Schleier/Kopftuch ausgehalten haben.
Yazd – Badgirs und Qanate
In Yazd ankommen, werden wir leider noch am gleichen Abend so krank, dass wir es nicht ein Mal schaffen, das Hostel zu verlassen. Fieber Schüttelfrost, Magenkrämpfe und Durchfall . Das gehört beim Reisen leider auch dazu – früher oder später erwischt es einen.
Deshalb können wir euch von Yazd leider kaum Fotos zeigen, möchten aber trotzdem von ein paar Besonderheiten erzählen.
Die Oasenstadt Yazd besteht seit dem 3. Jahrtausend v.Chr. (!!!) und liegt genau zwischen den beiden großen Wüsten Kawir und Lut. Um in dieser kargen und glühend heißen Gegend zu überleben, nutzen die Bewohner schon seit der Antike zwei Dinge: Qanate und Bagirs.
Qanate sind eine Art kleine, unterirdische Stollen mit geringem Gefälle, die Wasser von einem Ort zum anderen transportieren. Auf diese Weise können die Bewohner Yazds Frischwasser aus den Bergen nutzen und in riesigen, in die Erde eingelassenen Wasserspeichern aufbewahren.
Die Nutzung solcher Qanate hat sich vom Iran aus in die ganze Welt verbreitet und ist nicht einzigartig für Yazd. Was allerdings besonders ist, ist die Tatsache, dass ein Großteil der Wasserversorgung von Yazd auch heute noch von Qanaten abhängt, die zum Teil über 5.000 Jahre alt sind. Wahnsinn!
Aber es kommt noch besser. Um das Wasser in den Speichern und auch die Häuser zu kühlen, gibt es Bagirs, sogenannte Windtürme. Diese Türme ragen über die Dächer der Häuser hinaus und können somit jede noch so kleinen Luftbewegung einfangen. Der kühle Wind wird durch die Türme in die Häuser hinabgeleitet und die angestaute Wärme im Inneren kann nach oben entweichen. Genial! Die Klimaanlage der Antike – nur umweltschonender und nachhaltiger – und, wie die Qanate, auch heute noch viel genutzt.
Zoroastrismus – Feuertempel und Schweigetürme
Eine weitere Besonderheit Yazds ist, dass es lange Zeit das Zentrum des weit verbreiteten zoroastrischen Glaubens war, bis die Araber im 7. Jahrhundert den Islam in den Iran brachten.
Der Zoroastrismus ist ein Lichtkult, wie er damals allen arischen Völkern gemein war. Damit ist allerdings NICHT die pervertierte Definition gemeint, die Hitler uns Deutschen eingepflanzt hat, sondern die eigentliche Definition, wegen der viele Iraner stolz gegenüber den Deutschen bemerken, dass wir dieselben arischen Vorfahren haben. Zu der arischen Rasse gehören Germanen, Inder, Perser, Armenier, Kelten, Gräko-Italiker und Letto-Slaven, als die noch ungeteilt in Westasien als Gruppen eines Volkes lebten und bevor sie in verschiedene Richtungen abwanderten.
Zurück zum Zoroastrismus. Zentrale Werte dieser Religion waren der Glaube an einen allmächtigen, unsichtbaren Gott, religiöser Dualismus (der Glaube an Gut und Böse) und die Verehrung der vier Elemente Feuer, Erde, Wind und Wasser.
Bis heute kann man noch einige der zahlreiche Feuertempel besichtigen, in denen eine ewige Flamme als Symbol Gottes gehütet wurde. In dem in der Nähe von Yazd brennt sogar noch das Feuer.
Außerdem findet sich vor den Toren von Yazd auch ein gut erhaltenes Beispiel der Schweigetürme, auf denen die Zoroastrier ihre Toten den Vögeln überließen. Denn ein Begräbnis hätte die heilige Erde verunreinigt und eine Verbrennung die Luft.
Heutzutage bekennt sich nur noch eine Minderheit zu diesem jahrtausende alten Glauben. Im Iran leben knapp 25.000 Zoroastrier.
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Hallo ihr zwei Weltenbummler, ich bin von Petra und Atilla auf euere Reise aufmerksam gemacht worden als sie uns in Griechenland besucht haben. Wünschen euch weiterhin erlebnisreiche Eindrücke und alles Gute. LG Gaby & Spiro
Schön das die beiden Werbung machen;) und vielen Dank!